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Bau eines reziproken Dachs

Isingen, Fr., 19.7.24: Wir trafen uns für ein Wochenende in Isingen um mit Anleitung von Edward eine Überdachung der Feuerstelle für die Isinger Gemeinschaft nahe bei Klemens’ Ownhome zu bauen. Ca. 25 Fichtenstämme mit Durchmessern zwischen 20 und 15 cm warteten darauf, vom Hänger zum Bauplatz transportiert zu werden. Entastet, ziemlich gerade, aber alle noch mit Rinde.

Edward hat schon verschiedene Naturholz & Lehm-Tinyhäuser mithilfe des spannenden und ästhetisch reizvollen Prinzips eines Mandaladaches gebaut (siehe seine Website www.nonagon.vision). Das besondere dabei ist, daß durch geschickte Anordnung die Dachsparren sich gegenseitig tragen – ohne Mittelstütze – und eine Kuppel mit mittiger runder Öffnung formen – was natürlich für die Überdachung einer Feuerstelle besonders geeignet ist.

  • Ein reziprokes Dach aus 12 Rundholzsparren soll den Feuerplatz überspannen.

 

Fundament aus Sandstein
Der erste Tag mit noch weniger Teilnehmern war ausgefüllt mit der Vorbereitung der Baustelle, die an einem leichten Hang liegt. Wir bereiteten 6 einfache Fundamente für die Säulen vor: Ein rechteckiger, waagerechter Aushub, der mit feinem Kies gefüllt wurde, darauf vorbereitete Sandsteinfundamente, in die in der Mitte ein Loch zur Aufnahme eines soliden Eisenbolzens bekamen. Die späteren Säulen, auf denen das Mandaladach ruht, stecken dann – mit metallenen Abstandshaltern gegen die Feuchtigkeit – auf diesen Bolzen.

Low-Tech-Bauprinzip
Edwards Prinzip beim Bau ist ein Stück für Stück handwerklich anpassendes Fertigen der Elemente mit der elektrischen Kettensäge – ohne kompliziertes Messen. Damit das Mandala aus 12 naturrunden Sparren bequem in Arbeitshöhe gebaut und einzeln angepasst werden kann, sägten wir auf seinen Vorschlag zuerst 6 kurze Dummysäulen zurecht, die auch gleich die Schräge des Geländes ausgleichen konnten. Auf Ihnen wurde im nächsten Schritt die 6 waagerechten Ringelemente abgelängt, aufgebaut und miteinander überblattet. Sie tragen später das Dach wie ein sechseckiger Ring.

Einige beschäftigten sich mit dem kniffligen Herstellen der Überblattung, andere mit dem Schälen der rohen Baumstämme mit dem Zieheisen. Der Garten mit den 3 so unterschiedlichen Tinyhouses der Gemeinschaft ist ein wunderbares, üppiges kleines Paradies mit Blumen, Gemüsebeeten, Sitzecken und Schattenplätzen, der in den Pausen zum Zusammensitzen einlädt. Nach der Mittagspause unterbrach dann ein kräftiges Gewitter mit ordentlich Regen unsere Geschäftigkeit eine ganze Weile…

Ein vielseitig anwendbares Tragwerksprinzip
Die Baucrew verdoppelte sich am nächsten Morgen, viele vertraute Gesichter wurden mit Freude begrüßt. Im Morgenkreis gab uns Edward erstmal eine inspirierende Einführung in die Prinzipien reziproker Tragwerke mithilfe von mitgebrachten, handlichen Rubinienleisten, mit denen man&frau verschiedene Anordnungen direkt ausprobieren kann. Fazit: nicht nur runde Gebäude können so überdacht werden, auch ovale und rechteckige selbsttragende Konstruktionen sind problemlos möglich. Er erläuterte auch verschiedene Zusammenhänge bezüglich der Anzahl der Sparren, der Dimension des Mittelloches und dem resultierenden Dachwinkel. Auch seine verschiedenen Praxiserfahrungen bei der weiteren Dachdeckung und Isolierung kamen in der Runde zur Sprache.

Ein Gemeinschafts-Bau
So eine Dachkonstruktion hat auch eine interessante symbolische Dimension – überspannen doch die einzelnen Elemente gemeinsam eine Weite, die keines alleine überbrücken könnte – es hat schon etwas Magisches, wie es gelingt, ohne weitere technische Hilfsmittel aus Rundhölzern eine stabile Kuppel zu formen, in der sich alle Elemente freitragend gegenseitig stützen. Ist das nicht das Prinzip von Gemeinschaft, die mehr sein kann als die Summe ihrer Mitglieder, bewohnbar umgesetzt als ästhetische Holzskulptur?

Der magische Moment, wenn sich der Kreis schließt…
Emsige Mitarbeit von vielen Händen bereiteten parallel die restlichen Stämme vor, während auf dem sechseckigen Ring der Mandalakreis, beginnend auf einer provisorischen Abstützung sich langsam mit jedem weiteren Sparren zu einem Kreis aufbaute. Bei diesem Prozess werden die Auflagestellen der Sparren mit Kettensäge und Flexraspel freihand passend ausgekehlt, und dann mit Packbändern gegen Verrutschen gesichert – später beim Endaufbau hält dann an diesen Stellen jeweils eine starke Schraube den Kreis zusammen. Der Höhepunkt ist natürlich, wenn sich der letzte Sparren auf den ersten legt und so den magischen Kreis vollendet. Die Stütze kann entfernt werden, und die Kuppel trägt!

Den endgültigen Aufbau haben die Isinger dann am Sonntag allein gemacht – am Samstag reichte die Zeit nicht mehr, um alles zu zerlegen und 2 m höher auf den bereits vorbereiteten Säulen erneut zusammenzusetzen. Das Gebäude erhält später noch ein paar Schrägstreben zur Ausssteifung der Unterkonstruktion. Demnächst wird das Dach belegt und es werden vielleicht noch gemütliche Sitzgelegenheiten um den Feuerplatz geschaffen. Das Wochenende war eine gelungene, gemeinschaftliche Bauaktion, herzlichen Dank an Edward und seine Partnerin Juli und alle Mithelfer!